Bestmögliche Behandlung für alle
Feb. 2025Medizin, Gesundheit und Geschlecht
Aus erster Hand. Je nach Geschlecht sind wir unterschiedlich von Krankheiten betroffen, zeigen ein anderes Gesundheitsverhalten und werden im Gesundheitssystem anders wahrgenommen und behandelt. Das Geschlecht ist daher eine der wichtigsten Gesundheitsdeterminanten. Es ist wichtig, diesem Fakt bei der Behandlung und in der Forschung Rechnung zu tragen.
Zum Thema dieser spectra-Ausgabe kommt mir eine Studie in den Sinn, die mir in den ersten Jahren meiner Tätigkeit im BAG begegnet und besonders in Erinnerung geblieben ist: die Gotland-Studie. Sie zeigte eindrücklich auf, wie wichtig die Berücksichtigung des Geschlechts in der Gesundheitsversorgung ist. Für die Studie wurden auf der schwedischen Insel Gotland Schulungen für Hausärztinnen und Hausärzte durchgeführt, um Depressionen frühzeitig zu diagnostizieren. Die Ergebnisse zeigten, dass daraufhin die Suizidrate bei Frauen sank, bei Männern aber fast gleich blieb. Dies lag unter anderem daran, dass Männer andere Depressionssymptome haben als Frauen und die Schulungen diese geschlechtsspezifischen Unterschiede zu wenig berücksichtigten.
Seit Jahren ist man sich der Thematik Gender Health bewusst – und sie wird immer wichtiger. Das zeigt sich auch in verschiedenen parlamentarischen Vorstössen. Erst letztes Jahr hat der Bundesrat den Postulatsbericht «Gesundheit der Frauen: Bessere Berücksichtigung ihrer Eigenheiten» verabschiedet. Vor zwei Jahren war es die Gesundheit von LGBT-Personen, die in einem ebenfalls vom Parlament geforderten Bericht beleuchtet wurde. Und aktuell arbeitet der Bundesrat an der Erstellung eines Berichts in Erfüllung des Postulats 23.3009 «Strategie für die frühzeitige Erkennung von Endometriose».
Entwicklungen wie diese sind erfreulich und wichtig. Auch die Schaffung des ersten Schweizer Lehrstuhls für Gendermedizin an der Universität Zürich oder die Lancierung des Nationalen Forschungsprogramm NFP83 «Gendermedizin und -gesundheit» sind wichtige Schritte, um geschlechtersensible Medizin in Forschung und Praxis voranzutreiben. Damit alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, medizinisch bestmöglich versorgt werden können.
Kontakt
Salome von Greyerz, Leiterin Abteilung Gesundheitsversorgung und Berufe